Qualitative Fallstudien stellen einen zunehmend wichtigen Bestandteil der Evaluationsstudien des ISG auf dem Gebiet der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung dar. Im Lauf der letzten Jahre haben sich hierbei bestimmte Vorgehensweisen und methodische Grundsätze als besonders zielführend erwiesen und dementsprechend zu festen Bestandteilen der qualitativen Forschungspraxis des ISG entwickelt. Sie werden im vorliegenden Arbeitspapier kurz umrissen und erläutert. Ein wichtiger methodischer Ausgangspunkt des Fallstudienkonzepts bildet das im Siegener Forschungskreis um Jürgen Zinnecker und Imbke Behnken entstandene Konzept des „wissenschaftlichen Quellentextes“. Im Zentrum dieses, der ethnologischen Feldforschung verpflichteten Ansatzes steht die textliche Verdichtung aller relevanten „Beobachtungen“ zu einem „Fall“ oder einem Ereignis zu einer Gesamtdarstellung. Diese verdichtete Beschreibung wird quasi zur „neuen“ Primärquelle, auf die sich die weiteren Interpretationen und Analysen des Forschungsteams beziehen. Diese komprimierende Darstellungsweise wurde in die Forschungspraxis des ISG übernommen und mit einer strikt themen- bzw. fragengeleiteten Organisation und Strukturierung sowohl der Vor- Ort-„Beobachtungen“ (meist Gespräche) als auch der Falldarstellung kombiniert. Die zielbzw. inhaltsorientierte Vorgehensweise erfordert eine vergleichsweise hohe Entscheidungskompetenz der einzelnen Fallstudienteams, da letztendlich „im Feld“ entschieden werden muss, mit welchen Akteuren welche Themen zu erörtern sind, um an alle „Fälle“ gleichermaßen gestellten Fragen hinreichend fundiert und differenziert beantworten zu können.